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Zeitarbeit in der Pflege – Chance oder Notlösung?

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Arzt schüttelt dem patienten die hand als hallo

Immer mehr Arbeitssuchende in der Pflege zieht es in die Zeitarbeit. Der Grund: Bei Zeitarbeitsunternehmen und Personaldienstleistern angestellt, verdienen sie schlichtweg mehr Geld. Zusätzlich profitieren sie von besseren Arbeitsbedingungen, flexibleren Arbeitszeiten und einer reduzierten Anzahl an Nacht- und Wochenendschichten im Vergleich zum festangestellten Personal in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Obwohl Leiharbeit in der Pflege attraktiv erscheint, hat sie auch ihre Nachteile. Die Verlierer sind hier die Kliniken und Pflegeeinrichtungen, was zu wachsendem Druck seitens der Verbände und der Politik führt.

Betrachtet man die Anzahl der Pflegekräfte in Deutschland, fällt ein deutlicher Trend auf: Immer mehr Fachkräfte werden nicht mehr direkt von Kliniken und Pflegeheimen angestellt, sondern arbeiten über Personaldienstleister. Zwischen 2015 und 2022 hat sich der Anteil der Leiharbeiter in medizinischen Gesundheitsberufen und der Pflege nahezu verdoppelt. In einigen Bundesländern, etwa in Nordrhein-Westfalen, stieg die Anzahl der Zeitarbeitskräfte sogar um etwa 80%. Im Jahr 2017 waren dort noch 6.500 Zeitarbeitskräfte in der Gesundheitsbranche beschäftigt, während es 2022 hingegen schon über 12.000 waren.

Doch was sind die Gründe für diesen Trend? Ein Vergleich zwischen den Gehältern des festangestellten Personals in Krankenhäusern und den Zeitarbeitskräften, die temporär in den Kliniken eingesetzt werden, gibt Aufschluss: Das Entgelt von Zeitarbeitnehmern in medizinischen Gesundheitsberufen ist um 13,1% höher als das des Stammpersonals – sie verdienen monatlich etwa 467€ mehr.

Zeitarbeit federt den Personalmangel in der Pflege ab – mit Schattenseiten

Eins ist sicher: Ohne die Leiharbeiter in der Pflege wäre der bestehende Personalmangel in der Branche noch gravierender. Kurz gesagt, Zeitarbeitnehmer in medizinischen Gesundheitsberufen sind begehrter denn je. Laut dem Berufsverband für Pflegeberufe fehlen derzeit knapp 200.000 Vollzeitkräfte in der Alten- und Krankenpflege. Hinzu kommt die hohe Krankenquote der festangestellten Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, die regelmäßig zu erheblichen Personalausfällen führt. Hier kommen die Personaldienstleister ins Spiel: Qualifizierte Pflegekräfte werden temporär in den Einrichtungen eingesetzt, um Personalengpässe zu überbrücken oder Spitzenzeiten abzudecken. Im Vergleich zur Zeitarbeit in anderen Branchen wie Logistik oder Produktion erlebt die Zeitarbeit in der Pflege gerade einen regelrechten Boom.

Pflegekräfte, die bei Personaldienstleistern angestellt sind, verfügen sogar über deutlich bessere Arbeitsbedingungen. Sie haben Mitspracherecht bei der Festlegung ihrer Arbeitszeiten und müssen im Vergleich zu festangestellten Krankenhausmitarbeitern deutlich weniger Schichten am Wochenende, an Feiertagen oder nachts übernehmen. Obendrein ist die Bezahlung für die Zeitarbeitnehmer in der Regel wesentlich attraktiver. Es sind Bedingungen, von denen festangestellte Alten- oder Krankenpfleger nur träumen können. Viele können dem nicht widerstehen, was dazu führt, dass immer mehr Pflegekräfte kündigen und als Leiharbeiter in ihren Beruf zurückkehren, was für die Krankenhäuser enorme Konsequenzen mit sich bringt.

Höhere Personalkosten für die Krankenhäuser = weniger Budget für Investitionen

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sorgt sich nicht unbegründet um die Entwicklung der Zeitarbeit in der Pflege, die sich immer mehr von einer Ausnahme zu einem Regelfall entwickelt. Wandern immer mehr Beschäftige in die Zeitarbeit ab, so bringt dies enorme Kosten für ein Krankenhaus mit sich: Eine Zeitarbeitskraft kostet ein Krankenhaus rund 108.000€ pro Jahr, während eine festangestellte Tarifkraft in der Stufe P-7 nur hingegen 60.000€ kostet. Das treibt viele Kliniken in die roten Zahlen. Um eine Pleitewelle von Krankenhäusern zu verhindern, ist ein politisches Eingreifen erforderlich. Gesundheitsminister Karl Lauterbach strebt an, die Zeitarbeit in der Gesundheitsbranche künftig einzudämmen. Das Ziel: Pflegekräfte an Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen zu verleihen, soll sich künftig für die Zeitarbeitsfirmen nicht mehr lohnen. Die Zeitarbeit in der Pflege soll so nicht direkt verboten werden, die Refinanzierung jedoch schon. Ob das im Bundestag abgesegnet wird, bleibt abzuwarten.

Kernproblem Fachkräftemangel: Zeitarbeit hilft nur temporär

Die angespannte Situation in der Gesundheitsbranche und der Mangel an Fachkräften werden in den Medien immer wieder thematisiert. Zeitarbeit in der Pflege bietet eine gewisse personelle Entlastung und ohne sie würde das Gesundheitswesen in Deutschland nicht mehr funktionieren. Jedoch werden durch den Einsatz von Zeitarbeitskräften keine strukturellen Probleme im Gesundheitssektor gelöst. Es handelt sich nur um eine kurzfristige Lösung um Zeit zu gewinnen. Eine konkrete Lösung für dieses Problem gibt es derzeit noch nicht. Es bleibt also abzuwarten, was sich hier in Zukunft noch ändern wird. Letztendlich werden wohl nur mehr Pflegekräfte insgesamt helfen.