Beitrag

Pflegekräfte aus dem Ausland: wie International Recruiting den Pflegenotstand abfedern kann

  • Blog

In sämtlichen Branchen fehlen in Deutschland Fachkräfte, die Pflege- und Gesundheitsbranche bildet hier keine Ausnahme. Alten- und Krankenpfleger werden hierzulande dringender gesucht als je zuvor. Laut dem Berufsverband für Pflegeberufe fehlen derzeit knapp 200.000 Vollzeitkräfte in der Alten- und Krankenpflege, Tendenz steigend. In Anbetracht dessen eröffnen Auslandsrecruiting und qualifizierte Zuwanderung vielversprechende Lösungen. Durch das Anwerben von Pflegekräften aus dem Ausland können Kliniken und Pflegeeinrichtungen ihren Personalbedarf decken und den sich immer weiter zuspitzenden Fachkräftemangel mildern.  

Laut Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fehlten Ende 2021 bereits 1,7 Millionen Arbeitskräfte in Deutschland – davon rund 200.000 in Pflegeberufen. Laut der Bundesagentur für Arbeit werden 400.000 zugewanderte Arbeitskräfte pro Jahr nötig sein, um den Personalmangel zu kompensieren.

In der deutschen Gesundheitsbranche wird es daher mittlerweile immer populärer, Fachkräfte wie Kranken- und Altenpfleger aus dem Ausland zu rekrutieren. Die ersten Versuche des International Recruitings verliefen jedoch holprig und wenig vielversprechend. Zwischen 2011 und 2013 gab es einen ersten großen Versuch, Pflegekräfte aus dem Ausland zu rekrutieren. Der Fokus lag dabei auf spanischen Fachkräften mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium in der Pflege, die somit mindestens genauso qualifiziert waren wie das deutsche Pflegepersonal. Jedoch kehrte der Großteil der spanischen Fachkräfte nach kurzer Zeit frustriert und mit Heimweh in seine Heimat zurück. Der Grund für die Resignation lag darin, dass der Anerkennungsprozess ihrer Ausbildung in Deutschland zu lange dauerte. Während dieser Zeit wurden ihnen nur Tätigkeiten unter ihrem Ausbildungsniveau zugewiesen.

Pflegepersonal aus dem Ausland: Chancen und Risiken für Kliniken und Pflegeeinrichtungen

Danach begann in Deutschland ein Prozess des Umdenkens, der zu neuen Strukturen im Auslandsrecruiting von Pflegekräften führte. Ein entscheidender Schritt bestand darin, die ausländischen Fachkräfte willkommen zu heißen, sie gut einzuarbeiten, sie zu integrieren und ihre Arbeitskraft wirklich wertzuschätzen. Insbesondere in Kliniken und Pflegeeinrichtungen hat sich in den letzten Jahren eine solche Willkommenskultur etabliert, was sich nun in einer höheren Personalausstattung und einem größeren Budget für die Auslandsrekrutierung wiederspiegelt.

Der Integrationsaufwand von internationalen Fachkräften ist jedoch organisatorisch, finanziell sowie personell gesehen sehr hoch. Wenn die Fachkräfte nicht eingegliedert sind oder sich nicht wohl fühlen, besteht die Gefahr der Fluktuation, sei es durch einen Arbeitgeberwechsel oder die Rückkehr in ihre Heimatländer. Dies stellt immer ein Risiko dar und kann zu Instabilität und zusätzlichen Kosten führen. Eine weitere Hürde, die das Auslandsrecruiting erschwert, ist die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen. Pflegekräfte müssen möglicherweise zusätzliche Prüfungen oder Qualifikationen absolvieren, um den Standards und Anforderungen in Deutschland gerecht zu werden. Dieser Prozess kann sehr zeitaufwendig und kostspielig sein.

Auslandsrecruiting von Pflegekräften: Erfolgreiches Beispiel aus dem Saarland

Doch wie kommen die Klinken und Pflegeeinrichtungen überhaupt an die Fachkräfte aus dem Ausland? Um Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, haben Kliniken und Pflegeeinrichtungen in der Regel zwei Möglichkeiten: Entweder übernehmen sie die Rekrutierung selbst oder sie beauftragen externe Firmen, die sich auf diese Dienstleistung spezialisiert haben. Diese Unternehmen konzentrieren sich darauf, qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zu finden und den Rekrutierungsprozess zu unterstützen. Eine weitere Möglichkeit, qualifizierten Nachwuchs für Kliniken und Pflegeeinrichtungen zu gewinnen, besteht über den Bundesfreiwilligendienst.

So konnte das saarländische Nardini-Klinikum zwölf junge Frauen aus Indien anwerben, die sich für eine Berufsausbildung in der Pflege interessieren. Nach der Mittleren Reife sind die Inderinnen auf den einjährigen Bundesfreiwilligendienst in Deutschland gestoßen. Nach Abschluss dieses Dienstes konnten sie dann die die dreijährige Ausbildung zur Pflegekraft beginnen. Bei diversen Behördengängen werden die ausländischen Kräfte vom Krankenhauspersonal an die Hand genommen und unterstützt. Darüber hinaus ist es für die ausländischen Fachkräfte verpflichtend, Deutschkurse zu absolvieren, da das Erreichen des Sprachniveaus B2 Voraussetzung ist. Dies dient dazu, die Sprachkompetenz zu verbessern und eine effektive Kommunikation mit Patienten und Kollegen zu gewährleisten.

Dennoch wurden diese Herausforderungen erkannt und es werden stets Bemühungen unternommen, sie zu bewältigen. Das Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, ausländische Fachkräfte von Anfang an gut zu unterstützen, ihre Integration zu fördern und ihnen angemessene Karriereperspektiven zu bieten, wächst stetig. Gelingt es jetzt noch, die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen zu verbessern, kann das Auslandsrecruiting innerhalb der Pflege- und Gesundheitsbranche eine echte Chance im Kampf gegen den Fachkräftemangel sein.